kommentiert aus den Aufzeichnungen und Sammlungen von Josef Fendt sen.
Tradition ist nicht die Bewahrung der Asche,
sondern die Weitergabe des Feuers.
Die Oberdorfer (heute Stadt Marktoberdorf) Fendt können auf eine nahezu 400-jährige handwerkliche Tradition zurückblicken. Vor allem wurde das Schlosserhandwerk ausgeübt, doch finden sich unter den Ahnen auch Geigenbauer, Goldschmiede und Fabrikanten. Immer aber führte die Tüchtigkeit des Allgäuers zu interessanten und anerkannten technischen Neuerungen sowie zu geschäftlichem Erfolg.
- Die Bleizugmacher
- Die Turmuhrenbauer
- Die Schlepperbauer und Fabrikanten
- Sonstige Handwerker und Fabrikanten
Die Bleizugmacher
Von den Oberdorfer Fendt-Familien
wurden über einen Zeitraum von 350 Jahren Bleizüge hergestellt.
Bleizüge sind Werkzeuge, mit deren Hilfe vorgeformte Bleiprofile im
kombinierten Gleitzieh- und Walzverfahren durch ein fest stehendes Ziehwerkzeug
(Gleitbacken) gezogen und zu sogenannten Bleisprossen bzw. Bleiruten
kalt umgeformt werden. Bleisprossen mit unterschiedlichen H-förmigen Profilen werden
bei der Verglasung von Fenstern (Bleiverglasung) benötigt. Dazu werden einzelne Flachglas-Stücke durch
Bleisprossen verbunden und an den Schnittpunkten der Sprossen verlötet.
Bleiglasfenster sind heute vor allem noch bei den bunten bemalten Kirchenfenstern anzutreffen.
Bleizüge sind nach geschichtlichen Unterlagen seit dem 16. Jahrhundert bekannt.
Bleizug von Dominikus Fendt aus dem Jahre 1782 (im Familienbesitz)
Der älteste bekannte Bleizug, der auf die Familie Fendt zurückzuführen ist, wurde von Dominikus Fendt im Jahre 1782 gefertigt.
Dominikus - geboren 1751 - hat das Schlosserhandwerk von seinem Vater Anton (1718 bis 1764) und seinem Großvater Johann (1691 bis 1765) - einem "höchst lobenswürdigem Mann" - erlernt. Auch dessen Vater Andreas (1659 bis 1714), im Traubuch als "in seinem Handwerk berühmt" bezeichnet, dürfte Bleizüge hergestellt haben. Bekannt ist ein von ihm kunstvoll gestaltetes Altargitter in der Kirche St. Stephan in Oberthingau aus dem Jahr 1708.
Schmiedeeisernes Altargitter in St. Stephan von Andreas Fendt aus dem Jahre 1708
Auch ist anzunehmen, dass auch Sylvest Fendt (1605-1656), der 1639 als Schlossermeister von Peiting nach Oberdorf gezogen ist und dort am 6. Oktober das Bürgerrecht erhielt, bereits Bleizugmacher war. Peiting liegt im Pfaffenwinkel mit seinen vielen Klöstern und Kirchen. Dort gab es viele bunt verglaste Kirchenfenster, zu deren Herstellung und Instandhaltung Bleizüge benötigt wurden. Dominikus Fendt gründete (nach Hinweisen in Prospekten der Fa. Theodor Fendt) bereits im Jahr 1775 in Oberdorf eine Firma für die Fabrikation von Bleizügen, zog aber 1778 von Oberdorf nach Pfaffenhausen.
Johann Michael Fendt (1761 bis 1806) - ein Halbbruder von Dominikus - widmete sich ebenfalls der Herstellung von Bleizügen. Sein Hauptaugenmerk galt allerdings dem Turmuhrbau, mit dem er es zu überregionaler Anerkennung brachte. Am 17.02.1788 heiratete er Kreszens Schmid und zog von Oberdorf in den benachbarten Weiler Ronried.
Auch sein Sohn Peter Paul Fendt (1792 bis 1877) betrieb dieses Handwerk des Bleizugmachers von Ronried aus mit großem Erfolg weiter. So wurde er im Jahre 1834 auf der Bayerischen Industrieausstellung in München für einen dort ausgestellten Bleizug mit einer Bronzemedaille ausgezeichnet.
Bronzemedaille der Bayerischen Industrieausstellung 1834
Bereits Peter Paul Fendt belieferte einen umfangreichen Kundenstamm, der über die nationalen Grenzen weit hinausging.
Im Jahr 1857 kehrte Peter Paul mit seinen Söhnen Franz Xaver (1834 bis 1899) und Theodor (1837 bis 1907) nach Oberdorf zurück. Sie bezogen dort das Haus Nr. 17 1/3, worüber der Oberdorfer Chronist Simon Baumann 1864 in seinem Häuserbuch vermerkte: "Gewerbe: Ein Großuhrmacher, der auch Bleizüge verfertigt, die wegen ihrer Güte sehr geschätzt sind und deren Anfertigung sich schon mehr als 100 Jahre in der Familie forterbt." Neben Turmuhren und Glasrundschneidmaschinen fertigten die Brüder Franz Xaver und Theodor unter dem Namen Gebrüder Fendt ebenfalls Bleizüge. Mit diesen Produkten unterhielten sie internationale Geschäftsbeziehungen, die bis in die Vereinigten Staaten reichten. Auf der Weltausstellung in Wien 1873 waren sie mit einem Bleizug vertreten.
Mit der Erfindung eines Bügelverschlusses für Bleizugmaschinen durch Theodor Fendt (Patent 58172 von 1891) wurde die Firma Gebrüder Fendt am 1. Mai 1892 aufgelöst und auf Einzelfirmen verteilt. Die Brüder Franz Xaver und Theodor firmierten und fertigten ihre Bleizugmaschinen nunmehr getrennt in eigenen Werkstätten.
Franz Xaver Fendt
(1834 bis 1899) stellte die Bleizüge in seiner neu erbauten Werkstatt
(1891) statt mit der bisher üblichen Schraubenspannung nun mit doppelter
Schneckenspannung her. Dafür ist ihm vom Kaiserlichen Patentamt mit
Wirkung vom 7. Oktober 1897 ein Patent erteilt worden.
Im Jahr 1898 hat Johann Georg
Fendt (1868 bis 1933) den Betrieb von seinem Vater übernommen
und auch er belieferte weiterhin Kunden im In- und Ausland. Waren die Bleizüge
bisher mit einer Kurbel für den Handbetrieb versehen, so stattete er sie mit einem Kraftantrieb
aus. Auch seine Söhne Xaver (1907 bis 1989) und Hermann (1911
bis 1995) haben von ihrem Vater noch die Herstellung von Bleizugmaschinen
erlernt. Das Gesellenstück von Hermann Fendt aus vom Jahre 1927 ist
ein elektrisch angetriebener wassergekühlter Bleizug mit einem im
Ölbad laufenden Schneckenantrieb. Im Lauf der Jahre hat sich die Firma
allerdings immer mehr dem Maschinen- und Fahrzeugbau zugewandt, so dass die
Bleizugfertigung hier um 1928 ganz eingestellt wurde.
Theodor Fendt (1837 bis 1907) zog nach seiner Verheiratung 1867 in das Oberdorfer Haus Nr. 29, wo er neben Bleizügen auch Turmuhren herstellte. Seine Bleizüge waren mit patentiertem Bügelverschluss (Patent 58172) versehen und wurden um die Jahrhundertwende auch mit Kraftantrieb (Riemenscheibe oder Elektromotor) geliefert.
Sein Sohn Clemens Fendt (1869 bis 1950) baute den Betrieb weiter aus und belieferte Kunden in ganz Europa. Durch die große Nachfrage nach den durch Clemens 1897 weitgehend standardisierten Bleizugmaschinen konnten Kleinserien von 100 Stück aufgelegt werden. Für die später als Bleizugmaschinen auf Normalsystem bezeichneten Produkte waren auch Ersatzteile jederzeit lieferbar. Im Jahre 1900 erfand Clemens eine Kombinierte Universalmaschine zur Herstellung von Halbmessingsprossen, die international vermarktet wurde. Ab 1928 wurde die Bleizugmaschinenfertigung in Markt Oberdorf nur noch von der Fa. Clemens Fendt KG betrieben und weiter forciert. Im Jahr 1926 trat Clemens Fendt jun. (1903 bis 2001) in den Betrieb seines Vaters ein und hat diesen 1940 auch übernommen. Aufgrund der Qualität und Bekanntheit der Produkte konnten Lieferbeziehungen in die ganze Welt aufgebaut werden. So sind die auf dem Weltmarkt lange Zeit konkurrenzlosen Normalbleizugmaschinen für Hand- und Kraftantrieb, die in Serien von 100 Stück aufgelegt wurden, heute nicht nur in ganz Europa, sondern auch in Nord- und Südamerika sowie in Japan anzutreffen. Altersbedingt und in Ermangelung eines Nachfolgers hat Clemens 1979 die Bleizugfabrikation aufgegeben und das Bleizuggeschäft an die Firma Marktaler in Kaufbeuren verkauft. So endete nach 250 Jahren die Ära der weltbekannten Fendt-Bleizüge.Der Name Fendt stand über 200 Jahre auch für die Fertigung von Kirchturmuhren, die vor allem in der bayerisch-schwäbischen Region Verbreitung fanden.
Welcher der Urahnen die ersten Turmuhren gefertigt hat, ist nicht genau festzustellen. Nach vorliegenden Unterlagen dürfte bereits Andreas Fendt [1659 bis 1704) Turmuhren gebaut haben. Von seinem Sohn Johann (1691 bis 1765) liegen Konstruktionszeichnungen von Kirchturmuhren vor. Anton Fendt (1718 bis 1764) und Johann Michael Fendt (1761 bis 1806) werden in Kirchenbüchern als Uhrenmacher genannt.
Peter Paul Fendt [1792-1877] hat das Handwerk des Uhrenmachers erlernt und nachgewiesen, dass er bereits seit 1834 eine laufende Produktion von Turmuhren unterhielt. So sind zwei Uhren aus den Jahren 1849 und 1865 im Turmuhren-Museum in Mindelheim ausgestellt.
Seine beiden Söhne Xaver [1834-1899] und Theodor [1837-1907] haben den väterlichen Betrieb unter der Firma Gebrüder Fendt weitergeführt. Im Jahr 1867 wurde eine Kirchturmuhr nach Schönberg geliefert, die dort bis 1970 ihren Dienst getan hat. Weitere Uhren wurden aufgestellt 1867 in Hirschzell, 1877 in Blonhofen, 1882 in Untergermaringen und Altusried sowie 1886 in Oberreute.
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Am 1. Mai 1892 wurde die Firma Gebrüder Fendt aufgelöst und Theodor setzte die Produktion von Turmuhren als Einzelunternehmer fort. Er erweiterte seinen Betrieb und ging zur maschinellen Herstellung von Turmuhren über. "Durch Anschaffung der neuesten und zweckdienlichsten Arbeits- und Werkzeugmaschinen, welche durch Dampfkraft betrieben werden, ferners durch Heranbildung und Erhaltung bewährter Arbeitskräfte ist mir nunmehr ein rationeller Fabrikationsbetrieb von Turmuhren ermöglicht und setzt mich in die Lage, ein Fabrikat erster Güte zu verhältnismäßig sehr billigen Preisen zu liefern." (Special-Catalog, Theodor Fendt, Oberdorf bei Biessenhofen)
Theodor Fendt lieferte 1893 Turmuhren auch an die Nachbargemeinden Bernbach und Absams
sowie 1894 nach Lengenwang.
Ein großer Erfolg für
seine handwerkliche Tätigkeit war die Bayerische Landes-, Industrie-,
Gewerbe- und Kunstausstellung 1896 in Nürnberg. Durch einen imposanten
Turmaufbau von sechs Metern wurde ein "in Gang befindliches Uhrwerk" in
Verbindung mit vier Zifferblättern vorgestellt. Die tadellose Konstruktion
fand höchste Belobigung und die Turmuhrenfabrik Theodor Fendt
wurde mit einer silbernen Staatsmedaille ausgezeichnet.
1906 hat die Firma auf der
Bayerischen Jubiläumsausstellung in Nürnberg wieder mit großem
Erfolg ausgestellt und ihre Produkte auf Ausstellungen in Tirol und bis nach Südafrika
präsentiert.
Silbermedaille: Bayerische-Landes-Industrie-Gewerbe-u:Kunstaustellung * Nürnberg 1896
Im Jahr 1898 übernahm Clemens Fendt (1869-1950) den Betrieb. Fendt-Turmuhren hatten sich bis dahin überregional bereits einen Namen gemacht. Zwischen 1898 und 1940 wurden mehr als 100 Turmuhren hergestellt, die vor allem in den schwäbisch-bayerischen Raum, nach Tirol aber auch bis nach Südafrika geliefert wurden. Die drei in Südafrika eingebauten Turmuhren sind bis heute in Ratschitz und Boksburg erhalten und in Betrieb. Eine davon erfuhr in 2003 eine aufwändige und gut dokumentierte Restaurierung (Bild 1 Bild 2).
Kostenvoranschlag für die Missionskirche in Ratschitz, Natal, Südafrika 1911
Außer Turmuhren in allen Größen umfasste das damalige Sortiment auch "Uhren für Bahnhöfe, Schul- und Rathäuser, Schlösser, Fabriken und öffentliche wie private Gebäude".
Clemens Fendt jun. [1903 bis 2001) trat 1926 in den Betrieb des Vaters ein. Mit dem zweiten Weltkrieg hat das Unternehmen die Herstellung von Turmuhren eingestellt, da dieser Betriebszweig durch den Wandel der Bauformen und die technische Entwicklung für den Handwerksbetrieb nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben war. Damit endete eine 200-jährige Tradition der Uhrenmacher Fendt. Clemens Fendt widmete sich neben der Herstellung von Bleizügen ab 1934 der Fertigung von landwirtschaftlichen Fahrzeugen und Anhängern.
An die Tradition der Uhrenmacher knüpfen in neuerer Zeit die Uhrstudien von Prof. Dr. Heinrich Fendt an.
Gebrauchsmuster G9314359.1 vom 24.03.1994
Die Schlepperbauer und Fabrikanten
Der Mechanikermeister Johann Georg Fendt (1868 bis 1933) - genannt Jörgl - übernahm 1898 die elterliche Schlosserei mit dem landwirtschaftlichen Anwesen an der Jahnstraße. Der Schwerpunkt seiner Tätigkeit blieb die gut eingeführte Fertigung von Bleizügen, worin er auch seine Söhne Xaver (1907 bis 1989) und Hermann (1911 bis 1995) ausbildete (vgl. Die Bleizugmacher). Mit der fortschreitenden Motorisierung von Gewerbe und Landwirtschaft wandte sich der Betrieb jedoch immer mehr dem Maschinen- und Fahrzeugbau zu, so dass die Bleizugherstellung um 1928 ganz eingestellt wurde.
Ein neues Standbein sah Johann Georg Fendt vor allem in der Technik der Verbrennungsmotoren, die er in Form stationärer Einzylinder-Benzol-Motoren für Gewerbe und Landwirtschaft nutzbar machte. Aus eigener landwirtschaftlicher Erfahrung wusste er, dass die bäuerlichen Betriebe insbesondere für die körperlich äußerst anstrengende Halmfuttergewinnung nach Mechanisierungshilfen verlangten. So war es wohl auch der Kundenkontakt mit dem Wagnermeister Lukas Heel aus Schwangau, der Johann Georg Fendt 1927 zum Bau von motorisierten Erntehilfen inspirierte. Heel arbeitete damals an einem Fahrzeug, bestehend aus einem McCormick-Gespann-Grasmäher mit lenkbarem hölzernen Vorderkarren sowie einem - von Fendt gelieferten - aufmontierten 3PS-Benzinmotor, das eigenständig fuhr und dabei auch den Mähbalken antrieb.
Angeregt durch diese Arbeiten wurde in der Fendt´schen Werkstatt in der Jahnstraße 1927 mit den ersten Umbauten an einem Gespannmäher begonnen, nur sollte der Benzinmotor - anders als bei Heel - vor den Fahrersitz montiert werden. Die Sicht des Fahrers auf den Motor war Johann Georg ebenso wichtig wie eine bessere Verteilung des Fahrzeuggewichts. Diese ersten Ideen wurden in den damals noch kleinen und engen Verhältnissen unter mannigfachen Schwierigkeiten weiter entwickelt und verfeinert bis schließlich 1928 der erste Fendt-Motormäher auf dem Bauernhof von Johann Strobel in Burk bei Bertoldshofen seine Praxistauglichkeit unter Beweis stellen konnte. Ein auf einen Rahmen gesetzter 4-PS-Viertakt-Benzinmotor der Firma Deutz trieb die Fahrkupplung und das von Opel gelieferte Schaltgetriebe mit drei Vorwärtsgängen und einem Rückwärtsgang über Kettengetriebe, Ritzelwelle und Innenverzahnung bis zur Hinterachse an.
"Der Fendt-Motormäher markiert einen wichtigen Meilenstein in der Traktorengeschichte. Er hatte seinen Anfang in der landwirtschaftlichen Arbeitsmaschine und avancierte durch das Hinzufügen eines Aufbaumotors zum Selbstfahrer. Er steht damit neben anderen Motormähern, wie sie seit 1925 unter anderem bei den Gebrüdern Kramer im badischen Gutmadingen, ab 1926 bei den Gebrüdern Hagedorn im westfälischen Warendorf und ab 1929 bei Hermann Lanz im württembergischen Aulendorf gebaut wurden" (Herrmann, Die Fendt Chronik, 2000).
Auf der Grundlage der in der eigenen Landwirtschaft gesammelten Erfahrungen sowie zahlreicher technischer Verbesserungen konzipierte der Fendt´sche Betrieb 1929 einen Kleinschlepper, der vielseitiger und im Unterhalt billiger als der Motormäher mit Benzinmotor sein sollte. Das Mähwerk musste fahrunabhängig, "leicht und schnell an- und abzubauen sein und der Schlepper sollte pflügen, mähen und andere Maschinen und Erntewagen ziehen können." Zudem sollte der durch einen verdampfungsgekühlten Einzylinder-Deutz-Dieselmotor (6-7 PS) angetriebene Kleinschlepper leichter und billiger als die bereits auf dem Markt befindlichen etwa 2.000 kg schweren Schlepper sein, die bereits zweischarig pflügen konnten.
Hermann Fendt nannte den kleinbäuerlichen Schlepper Dieselross: "Als maschinelle Hilfskraft des Landwirts, dem es das Pferd ersetzt, empfanden wir den Traktor als Stahlross, dem wir - mit Rücksicht auf seine Dieselspeise - glaubten, gerechterweise den Namen Dieselross geben zu müssen." Der erste europäische Diesel-Kleinschlepper mit einer Mähleistung von zwei Tagwerk in der Stunde wurde 1930 an den Landwirt Peter Guggemos aus Burk bei Seeg im Allgäu ausgeliefert. Das zweite Fendt-Dieselross mit Dieselmotor erwarb noch im selben Jahr der Oberdorfer Landwirt und Brauereibesitzer Franz Sailer.
Auf der "Landwirtschaftlichen Ausstellung" in München 1933 wurde der Diesel-Kleinschlepper der Öffentlichkeit vorgestellt. Zu einer Zeit also, zu der die bereits groß gewordenen Schlepperfirmen Fahrzeuge mit Glühkopf-, Vergaser- und Dieselmotoren mit einer Leistung von etwa 28 PS an landwirtschaftliche Groß- und Mittelbetriebe lieferten, begann die Firma Xaver Fendt den Schlepperbau mit Blick auf die kleinbäuerlichen Betriebe. Die Jahresproduktion bei handwerklicher Fertigung mit fünf Mitarbeitern betrug 1933 drei Dieselrösser. Mit einer Vertriebspartnerschaft mit der Bayerischen Warenvermittlung (heute BayWa AG) wurde 1935 der Grundstein für ein stetiges Wachstum der Firma gelegt. 1937 erfolgte die Inbetriebnahme der ersten großen Werkshallen, in denen die Dieselrösser F 18 und F 22 gebaut wurden. Diese Baureihen überzeugten viele Bauern in Bayern, so dass 1938 bereits das 1.000ste Dieselross vom Band lief. Doch Ende der 30er Jahre folgte kriegsbedingt ein dramatischer Niedergang von Produktion und Nachfrage.
Gestützt auf jahrzehntelange Erfahrung im Präzisionsmaschinenbau stellten auch Clemens Fendt (1869 bis 1950) und sein Sohn Clemens Fendt jun. (1903 bis 2001) ähnliche Überlegungen an wie Hermann Fendt und entwickelten einen kettenlosen Universal- Bauernschlepper, dem sie den Namen Mammut gaben. Der damals bereits luftbereifte Schlepper wurde von ein- bzw. zweizylindrigen Viertaktmotoren mit 14 bzw. 22 PS angetrieben und galt technisch als ausgereift und überaus fortschrittlich. Zwischen 1934 und 1936 konnten bereits 30 Schlepper gebaut und verkauft werden.
1939 musste Clemens Fendt die Fertigung des Mammut aufgrund der Materialbewirtschaftung des Dritten Reiches aufgeben. Das Aus für den zweiten Oberdorfer Traktor-Fabrikanten blieb damit nicht dem freien Spiel der Marktkräfte vorbehalten, sondern wurde im Schlepperausschuss in Berlin (Vorsitz Dr. Rieke) entschieden und von staatlicher Seite verordnet. Neben der Firma Xaver Fendt konnte von den regionalen Herstellern auch die Fa. Martin in Ottobeuren ihre Traktorenproduktion fortführen. Als Ersatz spezialisierte sich die Firma Clemens Fendt KG neben der Herstellung von Kirchturmuhren und Bleizügen auf die Fertigung von luftbereiften Gespannwagen und landwirtschaftlichen Anhängern, die als Produkte von hoher Qualität überregional ihre Abnehmer fanden. Clemens hat die industrielle Fertigung 1970 altersbedingt aufgegeben.
Nach dem kriegsbedingten Ausscheiden der Clemens Fendt KG aus dem Zugmaschinenbau konzentrierte sich in Oberdorf die Produktion von Schleppern auf die Firma Xaver Fendt - Maschinenbau:
In Anerkennung seiner Verdienste um die Agrartechnik verlieh die Technische Universität Braunschweig Hermann Fendt 1971 die Ehrendoktorwürde. Xaver und Hermann erhielten 1987 für ihre "unternehmerische Leistung und ihr ehrenamtliches Wirken" das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Zahlreiche weitere hohe Auszeichnungen folgten.
Sonstige Handwerker und Fabrikanten
Der Kardanantrieb am Fahrrad ist so alt wie das Jahrhundert: Bereits vor etwa 90 Jahren erschien als eines der ersten das berühmte Dürkopp-Modell auf dem Markt, geriet jedoch bald wieder in Vergessenheit. So blieb es Peter Fendt (1950), dem Sohn von Hermann Fendt, vorbehalten, das nach wie vor vernünftige Antriebskonzept zu Beginn der achtziger Jahre wieder zu beleben. Seit 1980 entstanden 9.000 Kardanräder, von denen ein Großteil zusätzlich mit einer Hinterradfederung ausgerüstet ist.
Die Kombination von weitgehend wartungsfreiem Kardanantrieb und gefedertem Hinterrad und die damit erreichte Exklusivität entwickelte sich zum Markenzeichen des Herstellers, der im oberbayerischen Haag produzierte. Aufgrund eines industriellen Engagements auf dem Gebiet der Forst- und Seilwinden verkaufte Peter Fendt 1987 sein Fahrradunternehmen. Fendt-Kardan-Fahrräder werden heute produziert bei: www.fendt-kardan-fahrrad.de