Die Oberdorfer (heute Stadt Marktoberdorf) Fendt können auf eine nahezu 400 jährige handwerkliche Tradition zurückblicken. Vor allem wurde das Schlosserhandwerk ausgeübt, doch finden sich unter den Ahnen auch Geigenbauer, Goldschmiede und Fabrikanten. Immer aber führte die Tüchtigkeit des Allgäuers zu interessanten und anerkannten technischen Neuerungen sowie zu geschäftlichem Erfolg.
Der Name Fendt stand über 200 Jahre auch für die Fertigung von Kirchturmuhren, die vor allem in der bayerisch-schwäbischen Region Verbreitung fanden.
Welcher der Urahnen die ersten Turmuhren gefertigt hat, ist nicht genau festzustellen. Nach vorliegenden Unterlagen dürfte bereits Andreas Fendt (1659 bis 1704) Turmuhren gebaut haben. Von seinem Sohn Johann (1691 bis 1765) liegen Konstruktionszeichnungen von Kirchturmuhren vor. Anton Fendt (1718 bis 1764) und Johann Michael Fendt (1761 bis 1806) werden in Kirchenbüchern als Uhrenmacher genannt.
Peter Paul Fendt (1792-1877) hat das Handwerk des Uhrenmachers erlernt und nachgewiesen, dass er bereits seit 1834 eine laufende Produktion von Turmuhren unterhielt. So sind zwei Uhren aus den Jahren 1849 und 1865 im Turmuhren-Museum in Mindelheim ausgestellt.
Seine beiden Söhne Xaver (1834-1899) und Theodor (1837-1907) haben den väterlichen Betrieb unter der Firma Gebrüder Fendt weitergeführt. Im Jahr 1867 wurde eine Kirchturmuhr nach Schönberg geliefert, die dort bis 1970 ihren Dienst getan hat. Weitere Uhren wurden aufgestellt 1867 in Hirschzell, 1877 in Blonhofen, 1882 in Untergermaringen und Altusried sowie 1886 in Oberreute.
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Am 1. Mai 1892 wurde die
Firma Gebrüder Fendt aufgelöst und Theodor setzte
die Produktion von Turmuhren als Einzelunternehmer fort. Er erweiterte seinen Betrieb
und ging zur maschinellen Herstellung von Turmuhren
über. "Durch Anschaffung
der neuesten und zweckdienlichsten Arbeits- und Werkzeugmaschinen, welche
durch Dampfkraft betrieben werden, ferners durch Heranbildung und Erhaltung
bewährter Arbeitskräfte ist mir nunmehr ein rationeller
Fabrikationsbetrieb
von Turmuhren ermöglicht und setzt mich in die Lage, ein Fabrikat
erster Güte zu verhältnismäßig sehr billigen Preisen zu
liefern."
(Special-Catalog, Theodor Fendt, Oberdorf bei Biessenhofen)
Theodor Fendt lieferte 1893 Turmuhren auch an die Nachbargemeinden Bernbach und Absams
sowie 1894 nach Lengenwang.
Ein großer Erfolg für
seine handwerkliche Tätigkeit war die Bayerische Landes-, Industrie-,
Gewerbe- und Kunstausstellung 1896 in Nürnberg. Durch einen imposanten
Turmaufbau von sechs Metern wurde ein "in Gang befindliches Uhrwerk" in
Verbindung mit vier Zifferblättern vorgestellt. Die tadellose Konstruktion
fand höchste Belobigung und die Turmuhrenfabrik Theodor Fendt
wurde mit einer silbernen Staatsmedaille ausgezeichnet.
1906 hat die Firma auf der Bayerischen Jubiläumsausstellung in Nürnberg wieder mit großem
Erfolg ausgestellt und ihre Produkte auf Ausstellungen in Tirol und bis nach Südafrika präsentiert.
Im Jahr 1898 übernahm Clemens Fendt (1869-1950) den Betrieb. Fendt-Turmuhren hatten sich bis dahin überregional bereits einen Namen
gemacht. Zwischen 1898 und 1940 wurden mehr als 100 Turmuhren hergestellt,
die vor allem in den schwäbisch-bayerischen Raum, nach Tirol aber auch bis nach Südafrika geliefert wurden.
Die drei in Südafrika eingebauten Turmuhren sind bis heute
in Ratschitz und Boksburg erhalten und in Betrieb. Eine davon erfuhr in 2003
eine aufwändige und gut dokumentierte Restaurierung
(Bild 1 Bild 2).
Silbermedaille: Bayerische-Landes-Industrie-Gewerbe-u:Kunstaustellung * Nürnberg 1896
Kostenvoranschlag für die Missionskirche in Ratschitz, Natal, Südafrika 1911
Außer Turmuhren in allen Größen umfasste das damalige Sortiment auch "Uhren für Bahnhöfe, Schul- und Rathäuser, Schlösser, Fabriken und öffentliche wie private Gebäude".
Clemens Fendt jun. (1903 bis 2001) trat 1926 in den Betrieb des Vaters ein. Mit dem zweiten Weltkrieg hat das Unternehmen die Herstellung von Turmuhren eingestellt, da dieser Betriebszweig durch den Wandel der Bauformen und die technische Entwicklung für den Handwerksbetrieb nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben war. Damit endete eine 200-jährige Tradition der Uhrenmacher Fendt. Clemens Fendt widmete sich neben der Herstellung von Bleizügen ab 1934 der Fertigung von landwirtschaftlichen Fahrzeugen und Anhängern.
An die Tradition der Uhrenmacher knüpfen in neuerer Zeit die Uhrstudien von Prof. Dr. Heinrich Fendt an.