Der Name Fen(d)t
und seine Verbreitung in Vergangenheit und Gegenwart
Textauszug aus: © Konrad Fendt, Der Name Fen(d)t, Krumbach, 1990
Es gehört heute zu den Selbstverständlichkeiten unserer Kultur, dass jeder Mensch zumindest mit zwei Namen ausgestattet ist, seinem Vornamen (Rufnamen) und seinem Familiennamen (Zunamen). Dies war in früheren Zeiten nicht üblich und so war im germanischen Altertum und im Frühmittelalter der einfache Rufname im Gebrauch (1). Diese Kennzeichnung von Personen war den damaligen Erfordernissen genügend. Das Bedürfnis, sich durch einen zweiten Namen von anderen Trägern des selben Namens zu unterscheiden, trat zuerst in solchen Bevölkerungskreisen hervor, die Wert darauf legten, zum Unterschied von anderen als besonders befähigt zu erscheinen, also in den Kreisen des Adels (2). So finden wir bereits Ende des 10. Jahrhunderts beim Hochadel den Zunamen (1). Von der Sitte eines Zunamens wird bei zunehmender Bevölkerung ab dem 12. Jahrhundert zuerst in den größeren Städten Gebrauch gemacht (1,3). Damit konnten die relativ vielen Personen mit gleichen Rufnamen unterschieden werden.
So war in der 2. Hälfte des 13.Jahrhunderts der zweite Name bereits fester Besitz der wirtschaftlich selbstständigen Personen geworden (1). Allerdings war der Zuname in aller Regel an die Person oder das Haus gebunden und so wurde er nicht vererbt, d.h. er wurde nicht zwangsläufig als fester Bestandteil des Namens an die nächste Generation weitergegeben. Dieser Werdegang dauerte bis zum Anfang des 15. Jahrhunderts; von dieser Zeit ab kann man im allgemeinen von vererbten Namen sprechen. Auch bei den Bauern traten bereits Anfang des 13. Jahrhunderts Beinamen auf, doch dauerte es ebenfalls Jahrhunderte, bis die Beinamen als fester Bestandteil vererbt wurden (1). Sicher ist es interessant, der Frage nachzugehen, nach welchen Kriterien sich Familiennamen herausbildeten. Bedeutende Namensforscher (u.a. Bahlow, Tarneller, Tobler-Meyer, Nied) nennen im wesentlichen vier Möglichkeiten:- Der Rufname wird zum FamiliennamenWenn wir uns nun an die Deutung des Namens FENDT machen, so erkennen wir unschwer, dass sich dieser Name nicht so ohne weiteres in eine der oben genannten vier Kategorien einreihen läßt. So findet hier die Feststellung ihre Rechtfertigung, dass der Sinn eines Namens häufig nicht zu ermitteln sei, ohne seine Heimatlandschaft und seine ursprüngliche Form zu kennen (4). Auf der Suche nach der Heimat des Namens FENDT benutzte ich eine Reihe von Veröffentlichungen zur Geschichte der Familiennamen im ganzen deutschen Sprachraum, so weit sie mir zur Verfügung standen. Dabei überprüfte ich jeweils, ob der Name FENDT im betreffenden Gebiet zum Bestand der jeweiligen traditionellen Familiennamen gehört. Dabei zeigte sich folgendes Ergebnis:
- Die Herkunft oder die Wohnstätte wird zum Familiennamen
- Der Beruf wird zum Familiennamen
- Eigenschaften ("Beinamen") werden zum Familiennamen
Der Name FENDT ist hier verbreitet:
Dr. Karl Finsterwalder, Familiennamen in Tirol und Nachbargebieten und die Entstehung der Personennamen im Mittelalter. Universitäts-Verlag Wagner, Innsbruck, 1951 Rudolf Kapf, Schwäbische Geschlechtsnamen, Geschichtlich und sprachlich erläutert, Verlag Silberburg, Stuttgart, 1927 Josef Tarneller, Tiroler Familiennamen, Viertausend Geschlechtsnamen, die tirolischen und vorarlbergischen Hofnamen entsprossen sind, Kommissionsverlag, Bozen, 1923Der Name FENDT ist hier nicht verbreitet:Wilhelm Tobler-Meyer, Deutsche Familiennamen nach ihrer Entstehung und Bedeutung mit besonderer Rücksichtnahme auf Zürich und die Ostschweiz, Verlag Albert Müller, Zürich, 1894
Dr. Ottmar Längle, Vorarlberger Geschlechter, Bisthumb Chur, ohne Jahresangabe. Hans Bahlow, Deutsches Namenslexikon, Familiennamen und Vornamen nach Ursprung und Sinn erklärt – für Frankfurt und Augsburg, Suhrkamp Verlag, Frankfurt/M., 1972
Alfred Götze, Familiennamen im badischen Oberland, Carl Winters Universitätsbuchhandlung, Heidelberg, 1918Auch wenn die zur Verfügung stehenden Untersuchungen über regionale Vorkommen von Familiennamen keine Vollständigkeit dokumentieren, kann aus vorliegender Übersicht zweifelsfrei geschlossen werden, dass die Heimat des Namens FENDT der alpenländische Raum unter Einbeziehung des südbayerischen Gebietes sein muss, da in keinem anderen untersuchten geographischen Bereich der Name FENDT eine Rolle spielt.Karl Strackerjan, Die jeverländischen Personennamen mit Berücksichtigung der Ortsnamen, Verlag Mettcker, Jever, 1864
Dr. Edmund Nied, Südwestdeutsche Familiennamen, urkundlich gesammelt, kulturgeschichtlich beleuchtet und sprachlich gedeutet mit Tausenden sippengeschichtlicher Nachweisungen, Verlag Herder, Freiburg, 1938
Ernst Schwarz, Sudetendeutsche Familiennamen aus vorhussitischer Zeit, Böhlan Verlag, Köln, Graz, 1957
Otto Preuß, Die Lippischen Familiennamen mit Berücksichtigung der Ortsnamen, Verlag Meyer'sche Hofbuchhandlung, Detmold, 2. Auflage, 1887
Dr. Edmund Nied, Fränkische Familiennamen, urkundlich gesammelt und sprachlich gedeutet, Carl Winters Universitätsbuchhandlung, Heidelberg, 1933
Otto Goebel, Niederdeutsche Familiennamen der Gegenwart, Franz Westphal Verlag, Wolfshagen/Scherbeutz, 1936
Die Suche nach der ursprünglichen Form des Namens FENDT bringt uns auch zur Deutung des Namens. Interessant ist sicherlich, dass im alpenländischen Raum zwei völlig verschiedene Urformen des Namens vorliegen, die über verschiedene Bedeutungen zum gleichen Namen Fen(d)t führen und dass es möglicherweise auch eine dritte und vierte Deutung des Namens gibt:
1. Der Name FENDT
gehört zum mittelhochdeutschen "vende, vent, vendel" und bedeutet
"Knabe, Junge, Bube", auch "Fußknecht, Fußgänger, Fußkrieger"
bei einem Trupp Soldaten. Deshalb gab es auch die Bezeichnung vent
für den Bauern im Schachspiel, hier als "Fußvolk" verstanden.
In diesem Bedeutungsbereich
haben die FENDT in der familiennamenbildenden Zeit des 14.-16. Jahrhunderts
ihren wohlwollenden Übernahmen bekommen als "behender, zu allen Geschäften
zu gebrauchender Bursche" oder als "junger rüstiger Dienstmann" oder
als "junger bewaffneter Fußknecht" in den Diensten eines Herrn, einer
Stadt, eines Spitals, Klosters oder der Kirche.
Danach ist FENDT
also eine Ableitung aus einem Berufsnamen. Diese Namensdeutung entspricht
den Veröffentlichungen von Bahlow (4), Tarneller (3), Finsterwalder
(1), Tobler-Meyer (5) und anderen, wie auch aus einem Schreiben der Gesellschaft
für deutsche Sprache in Wiesbaden zur Deutung des Namens FENDT hervorgeht.
2. Eine zweite Deutung des Namens FENDT finden wir u.a. bei Längle (6) und Kapff (2), die den Namen FENDT zwar auch aus einem Berufsnamen ableiten, der dem Kriegswesen entstammt, doch mit einer anderen Bedeutung. Nach ihnen kommt das Wort FENDT vom mittelhochdeutschen venre, was "Fahne" bedeutet. Danach waren die Vener, Venner, Fender, Fend, Fenner, Vaenrr, Vänrr, Venrr, Vendr, Vend, Vennere, Vendo... "Fahnenträger" oder "Bannerherren", wie sie in den verschiedensten Orten der Schweiz seit den ältesten Zeiten erwähnt worden sind. Dieser Wortstamm hängt heute noch mit Fähnrich zusammen. Mit dem ursprünglichen Ehrenamt wurde meist die Übersicht über das Kriegswesen und die wehrfähige Mannschaft eines Standes, sowie ein Sitz im Kriegsrat verknüpft. Später wurden vielerorts die Kompetenzen derart erweitert, dass das Venneramt eine Reihe der bedeutendsten Verwaltungsbereiche in sich schloß.
3. Eine dritte Deutung des Namens sei noch genannt, bei der mir aber bisher kaum Beweise mit einem direkten Zusammenhang mit dem Namen FENDT vorliegen. Ich beziehe mich dabei auf Wolfgang Schöpp (7), der den Namen Pfendt (französische Schreibweise des Namens Fendt) in Zusammenhang mit dem alten germanischen Stammwort "fenne" bringt, das "Sumpf" und "Moor" bedeutet. Er erwähnt verschiedene Schreibweisen für dieses Wort "Fehn, Venn, Fenn, Veen, Vehn" und erinnert an die gleiche Bedeutung im Niederländischen und Flämischen. Schöpp erwähnt auch die sog. "Fergerkarte" von 1640, in der der Name Fenne (Ortsname im Saarland) erstmals in der "Fennwiese" urkundlich erwähnt ist. Über die Deutung des Namens "Pfendt", "Pfenn" oder "Fenn" schrieb der Klarenthaler Christian Kneip (8) 1934: "Unter dem Namen Pfenn war vermutlich ein wegen andauernder Überflutung und Verschlammung minderwertiges Sumpfland zu verstehen".
Diese 3. Deutung des Namens FENDT ist besonders interessant, weil mir mündliche Hinweise vorliegen, die ebenfalls in diese Richtung gehen. Danach ginge der Ortsname Vendt im Ötztal (Österreich) auf das keltische wens = Sumpf zurück und der Ort Fendt am Osthang des Hohenpeißenberges stamme ebenfalls aus dieser Deutung.
Eine 4. Deutung des
Namens FENDT sei hier noch erwähnt, wie sie Jacques Pfendt (Sarreguemines) vermutet.
Seiner Meinung nach geht der Name Fendt zurück auf
"ad fontem", was "bei der Quelle" bedeutet. Im Zusammenhang mit dieser
Bedeutung sieht er den Ortsnamen Fontnas in der Schweiz (nördlich
von Chur) und die FUNTENAWES, FONTANAUS, FUNTENAUS, FUNTNANS, FONTANAS,
womit die Menschen bezeichnet werden, die an der Quelle wohnten. Bei der
Deutung des Namens FONTNAS als "Ort an der Quelle" bezieht er sich auf
(9) und (10). Der Zusammenhang mit dem Namen FENDT bedarf letztlich
noch weiterer Forschungen und Beweise.
F E N D T
Vener, Fenner, Fender = Fahnenträger
? fenne = Sumpf, Moor
? ad fontem = bei der Quelle
(1) Finsterwalder, K., Die Familiennamen in Tirol und Nachbargebieten und die Entwicklung der Personennamen im Mittelater, Insbruck, 1951
(2) Kapf, R., Schwäbische Geschlechternamen, Stuttgart, 1927
(3) Tarneller, J., Zur Namenskunde, Bozen, 1923
(4) Bahlow, H., Deutsches Namenslexikon. Familiennamen und Vornamen nach Ursprung und Sinn erklärt, Stuttgart, 1972
(5) Tobler-Meyer, Deutsche Familiennamen nach ihrer Entstehung und Bedeutung mit besonderer RÜcksichtnahme auf ZÜrich und die Ostschweiz, ZÜrich, 1894
(6) Längle, O., Vorarlberger Geschichte, Bisthumb Chur, keine weiteren Angaben
(7) Schöpp, W., Zur Namensgebung, Namensbedeutung und Ortsbezeichnung "Fenne", in: Heimatbeilage Warndt, 1981, Nr. 42/43 (8) Keip, Ch., Heimatbilder von Höfen zwischen Saar und Warndt, 1934
(9)Die Orts- und Flurnamen der Gemeinden Wartans uns Sevelen, Buchs, 1944
(10) Knapp, Ch. u.a. (Hrsg) Geopraphisches Lexikon der Schweiz, dt. Ausgabe, 1910
Weiterer Hinweis auf die Herkunft des Namen Fen(d)t
Quelle: Klaus Hermann, Die Fendt Chronik - Vom Dieselross zum Vario, Frankfurt, 1999, S. 9
Woher der Name Fendt genau kommt, ist nicht einwandfrei nachzuweisen. Eine Spur führt in das Tiroler Ötztal, wo es eine kleine Siedlung namens Vent gibt. Doch auch in Oberbayern finden sich Hinweise auf die Fendts. So trägt ein kleiner Ort nahe der Stadt Weilheim den Namen Fendt und im Mangfall-Gebiet fließt bis auf den heutigen Tag ein Fendt-Bach. Die Heimat der Fendts dürfte denn auch das Gebiet Oberbayern/Tirol sein, wobei einiges dafür spricht, dass die Fendts aus dem Ammergauer Graswangtal stammen.
Diesen Hinweis verdankt man der Chronik des weltberühmten Klosters Ettal, welche anfangs des 14. Jahrhunderts von einem Jäger Heinrich der Vende berichtet. Er soll im Jahre 1329 den aus Rom zurückkehrenden Kaiser Ludwig der Bayer nach Ampferang ins Ammertal geführt und ihn bei der Suche nach einem geeigneten Platz für ein neu zu errichtendes Kloster beraten haben. Heinrich der Vendes Vorschlag stieß beim Monarchen auf gute Resonanz. In der Ettaler Chronik jedenfalls heißt es: "Der Kaiser ließ ihn dort ein hölzernes Haus bauen und den Wald ausreuten".
Auch ein Jahre später, 1330, tritt Heinrich der Vende bei der Grundsteinlegung des als bayerischer Gralstempel angelegten Mönchs- und Ritterstifts von Ettal wieder in Erscheinung. Obwohl er nicht zur Kernmannschaft der Gelöbnisstiftung zählt, so müssen die Verdienste des Jägers doch beachtlich gewesen sein. Immerhin adelt der Kaiser den Jäger Heinrich Fend, dessen Nachkommen sich eine Zeilt "Fend von Ammergau" nannten, noch im gleichen Jahr.
Das Geschlecht der Fendt verbreitete sich von Ammergau ausgehend in ganz Oberbayern. So findet sich 1478 in Ammergau der Pfarrer Hans Fend und für das Jahr 1491 ist als Abt des Klosters Polling ein Johannes Fend nachgewiesen. In Oberammergau wiederum soll es Fendts sogar seit dem 13. Jahrhundert geben und auch in Berchtesgaden sind Fendts seit dem ausgehenden Mittelalter bezeugt.
Zumindest ein Familienstamm wendet sich im 15. Jahrhundert nach München und erwirbt dort das Bürgerrecht. Noch heute zweigt in Schwabing von der Leopoldstraße eine Fendstraße ab. Sie erinnert an den Gesandten Fend des Bayernherzogs Albrechts V., der Mitte des 16. Jahrhunderts regierte. Daneben werden Fendts aber auch in der Nähe von Peißenberg und in Peiting sesshaft, wo sie durchweg als ehrbare Handwerker ihr Auskommen fanden.